Gäste-Portrait TSV Bayer Dormagen
Es war ein ganz schön knappes Ding in der vergangenen Spielzeit für den TSV Bayer Dormagen. Zehn Spieltage vor Saisonende stand man mit fast aussichtslosen sechs Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz am Ende der Zweitligatabelle. Doch dann folgt eine schier unglaubliche Aufholjagd mit acht Siegen und einem Unentschieden, die den Werksverein einen Spieltag vor Saisonende dann doch noch den kaum noch für möglich gehaltenen Klassenverbleib bescherte.
Freilich wollte man vor Beginn der aktuellen Spielzeit nicht nochmal auf einen solchen Saisonendspurt hoffen. Und trotz der aufkeimenden Euphorie ob der letzten Spielergebnisse war man sich auch gewiss, dass das Saisonziel auch heuer nur Klassenerhalt lauten kann. Dazu setzte man auf Kontinuität, da mit Ole Klimpke, der per Zweitspielrecht von der HSG Wetzlar verpflichtet wurde, nur ein echter Neuzugang in der Mannschaft stand. Dazu gesellten sich auch im Verlauf der Saison junge Spieler aus der zweiten Mannschaft oder aus der A-Jugend des TSV, die im Übrigen am vergangenen Wochenende im Viertelfinale der deutschen A-Jugend-Meisterschaft gegen den THW Kiel ausschied. Klimke indes wurde mittlerweile von seinem Stammverein aus Wetzlar angefordert und wird voraussichtlich nicht mehr für den TSV auflaufen.
Der vermehrte Einsatz der eigenen Jugendspieler ist nicht nur die seit Jahren im Verein gelebte Philosophie, sondern auch den wirtschaftlichen Zwängen der aktuellen Zeit geschuldet. Zwar konnte der Saisonetat etwas erhöht werden, doch die weltpolitischen Rahmenbedingungen sind auch am Handball-Standort Dormagen spürbar. Zudem hat der Werksverein mit weiterhin zurückhaltenden Zuschauerinteresse zu kämpfen. Im Schnitt kommen knapp über 850 Zuschauer zu den Spielen im Dormagener Sportzentrum. Fast 1.000 Zuschauer weniger als bei den Eulen Ludwigshafen und ca. 500 weniger als in den Vor-Corona Jahren.
Wieder mehr heimische Fans in die Halle locken möchte auch der neue Trainer des TSV, Matthias Flohr. Der ehemalige Linksaußen nahm nach seinen Co-Trainer Posten in Balingen bei Bayer sein erstes Amt als Cheftrainer an und führte die Mannschaft bis dato weitestgehend ohne Abstiegssorgen durch die Saison. Zwar gab es Anfang des Jahres eine Serie von acht Spielen in denen nur ein Sieg gelang und den TSV nahe an die Abstiegsplätze rückte, doch mit drei Siegen aus den letzten vier Spielen konnte man mittlerweile eine beruhigendes Polster zu den Abstiegsrängen aufbauen. Somit scheint das Saisonziel beinahe erreicht, wenngleich zu 100 prozentigen Sicherheit noch ein, zwei weitere Siege hilfreich wären. Das der eingeschlagenen Weg mit jungen Spielern aus der eigenen Jugend fortgesetzt wird, steht aber heute bereits fest. Verein und Management sehen im jungen Stamm der aktuellen Mannschaft und der eigenen Jugend das Potential für eine langfristig sportlich erfolgreiche Zukunft beim TSV.