Vorzeitiges Saisonende, aber weiterhin erstklassig!

15.05.2020 11:18 //

Am 21. April 2020 wurde die aktuelle Saison in der 1. und 2. Handball-Bundesliga, durch die 36 Profiklubs im Umlaufverfahren gemäß Covid-19-Abmilderungsgesetz mit sehr deutlicher Mehrheit, abgebrochen. Auch wenn sich alle Beteiligten ein anderes Ende gewünscht hätten, lohnt sich ein Blick zurück auf das dritte Bundesligajahr der Eulen in Folge.

Sonntag, 08. März 2020, Quarterback Immobilien Arena in Leipzig, 27. Spieltag in der Liqui Moly HBL, im Spiel SC DHfK Leipzig gegen die Eulen läuft die letzte Spielminute. 29 Sekunden vor Schluss trifft Kai Dippe zum 33:27-Endstand. Zu diesem Zeitpunkt hat wohl noch niemand damit gerechnet, dass dieser Treffer das letzte Eulen-Tor in der Saison 2019/2020 sein würde.

Schon an den ersten Spieltagen zeigte die Mannschaft von Trainer Ben Matschke, dass sie in ihrer Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hat und hielt auch in den Spielen gegen die „Großen“ der Liga, wie den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel lange gut mit, auch wenn sie am Ende keine Punkte auf der Habenseite verbuchen konnte. Das sollte sich aber schon am 4. Spieltag (so früh wie nie) im Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig ändern, das mit 34:27, auch in der Höhe verdient, gewonnen wurde. In den folgenden Wochen mussten die Eulen, trotz phasenweise guter Leistungen, mehrfach unglückliche Niederlagen einstecken, wussten aber dennoch in vielen Partien zu überzeugen. Mit der Verpflichtung von Torwart-Routinier Gorazd Skof, der Anfang November für den erkrankten Stefan Hanemann einspringen musste, bekam die Abwehr von Spiel zu Spiel mehr Sicherheit und stellte bis zum vorzeitigen Saisonabbruch die sechstbeste Abwehr der Liga. Weil auch die technischen Fehler im Angriff minimiert wurden, waren die Eulen so konkurrenzfähig wie nie und sammelten weiter Punkte. Die stärkste Saisonphase hatten die Eulen kurz vor dem Jahreswechsel mit Heimsiegen gegen den amtierenden Deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt und FRISCH AUF! Göppingen.

Die Mannschaft konnte die gute Form auch über die kurze EM-Pause konservieren und startete Anfang Februar direkt mit einem immens wichtigen Auswärtssieg in Nordhorn. Mit einem Punktgewinn gegen Melsungen und einem weiteren Auswärtssieg in Erlangen waren die Eulen weiter mittendrin im Kampf um den Klassenerhalt, ehe im März die Corona-Pandemie auch Deutschland erreichte und die Saison letztendlich vorzeitig abgebrochen wurde.

Was bleibt von dieser Spielzeit, die sicherlich handballübergreifend in die Sportgeschichte eingehen wird?

Ganz sicher die Erkenntnis, dass Trainer Ben Matschke jeden einzelnen Spieler einen großen Schritt weiterentwickelt und den Glauben an die eigenen Stärken vermittelt hat. Die Eulen starteten wieder mit der jüngsten Mannschaft und dem kleinsten Etat der Liga, zeigten mit vielen guten Leistungen aber direkt vom ersten Spieltag an, dass sie zurecht in der Liqui Moly HBL mit dabei sind und alle Chancen auf den Klassenerhalt hatten. Auch wenn dieser durch den vorzeitigen Saisonabbruch erreicht wurde, hätten sich alle Beteiligten eine sportlich faire Entscheidung gewünscht, denn die Mannschaft war auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Ben Matschke vertraute seinen jungen Spielern, die ihm und seinem Matchplan bedingungslos folgten und diesen auf der Platte bestmöglich umsetzten. Highlights, die noch lange in Erinnerung bleiben werden, sind sicherlich der Heimsieg gegen Flensburg, die zwei Auswärtssiege im Februar, aber auch das unglücklich verlorene DHB Pokal-Viertelfinale gegen den TBV Lemgo in der komplett roten Eberthölle.

Die aktuelle Situation führt uns schmerzlich vor Augen, was wir alle seit vielen Wochen vermissen. Es sind nicht nur Spiele, Siege, Niederlagen, Tore und Paraden, sondern die vielen gemeinsamen Eulen-Momente und Begegnungen mit anderen Menschen. Die Mannschaft hat in den vergangenen Monaten viele Herausforderungen bewältigt, aber jetzt stehen die Vereinsverantwortlichen vor der höchsten Hürde, die es zu meistern gilt, denn es geht, wie bei jedem anderen Verein auch, um die Existenz. Es wird noch ein langer Weg, den Geschäftsführerin Lisa Heßler mit ihren Mitarbeitern gehen muss, denn die wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht abzusehen. Aber auch hier können sich die Eulen auf die große Solidarität und Unterstützung der Fans und Partner verlassen und arbeiten täglich an der Zukunft des Vereins und dem vierten Jahr in der 1. Handballbundesliga in Folge.

Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, wann und wie die nächste Saison beginnt. Aber schon jetzt ist eines sicher, wenn es irgendwann wieder heißt: „Hier ist Ludwigshafen… Hier ist die Eberthölle… Und wir sind die EEEUULLLEEENNN….“, wird die Eberthölle lauter sein als jemals zuvor und darauf freuen wir uns alle.

Stimmen zur Saison:

Ben Matschke:

„Es war für uns das dritte Jahr in der 1. Handballbundesliga in Folge und wir konnten uns in allen Bereichen weiterentwickeln, sowohl sportlich, wie auch das gesamte Umfeld. Wir haben uns mit der wieder jüngsten Mannschaft über einen konstant langen Zeitraum auf einem maximal wettbewerbsfähigen Niveau gezeigt. Wenn wir als Beispiel die Sky-Tabelle nehmen, nach der wir nach 50 Minuten über einen längeren Zeitraum ungeschlagen waren und das unabhängig vom Gegner. Historisch für uns war natürlich die Phase um Weihnachten und Neujahr mit den Siegen gegen Flensburg und Göppingen.  Wir haben es wieder geschafft junge Spieler, die teilweise aus der 3. Liga kamen, auf Bundesliganiveau zu führen. Mit 15 Punkten nach 27 Spielen hatten wir so viele Punkte, wie im ersten Jahr zum Abschluss der Saison. Das zeigt, dass wir ein großes Stück weitergekommen sind. Ich sehe die Entwicklung des gesamten Vereins, vom Umfeld, den Fans und dem Miteinander auf einem sehr guten Weg. Schade, dass wir ausgebremst wurden, auch wenn wir jetzt genug Zeit zum Luft holen haben. Als Fazit freue ich mich aber, dass wir so einen tollen Weg gehen konnten und freue mich auf das 4. Jahr in Folge in der 1. Handballbundesliga, auf das wir uns jetzt mit allen Unwägbarkeiten vorbereiten wollen und werden.“

Max Neuhaus:

„Für mich war es die erste Saison in der 1. Handballbundesliga und dafür bin ich ziemlich zufrieden. Ich habe natürlich Glück gehabt, dass ich gegen Leipzig gleich so gut gespielt habe, dadurch auch in den nächsten Spielen viel Spielzeit hatte und ab dem Zeitpunkt auch weiter immer 10 bis 15 Minuten spielen durfte. Ich konnte viele Erfahrungen sammeln, die mich auch weitergebracht haben. Darum ging es für mich persönlich und bin auf einem guten Weg. Es ist natürlich sehr schade, dass die Saison vorzeitig abgebrochen werden musste, denn aus den Spielen, die noch gekommen wären, hätten wir noch viel mitnehmen können. Weil ich vor der Corona-Pandemie Knieprobleme hatte und so schon noch länger nicht spielen konnte, ist das für mich umso ärgerlicher. 

Für uns als Mannschaft war das aber auf jeden Fall eine gute Saison, denn wir hatten schon viele Punkte geholt und es waren tolle Spiele dabei, in denen wir bewiesen haben, was wir drauf haben und darum auch gute Chancen hatten, in den restlichen Spielen den Klassenerhalt sportlich zu schaffen. Jetzt haben wir es auf einem anderen Weg geschafft und ich freue mich schon darauf, wenn es wieder losgeht.“

Jerome Müller:

„Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Saison abgebrochen werden musste, haben wir eine überragende Runde gespielt. Zu Beginn hatten wir zwar ein paar Probleme, haben uns aber zu Saisonmitte gut gefangen und dann super Spiele gezeigt, besonders in der Phase zum Jahreswechsel, aber auch in der Rückrunde, wo wir zwei Auswärtssiege gefeiert haben, was den Eulen auch noch nicht so oft passiert ist. Darum glaube ich auch, dass wir in einem guten Flow waren und gute Chancen hatten, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen, wenn die Runde zu Ende gespielt worden wäre. Darum ist es auch sehr schade, denn im Endeffekt halten wir jetzt die Klasse durch die Corona-Pandemie und wir alle hätten lieber gezeigt, dass wir es auch sportlich geschafft hätten. Aber man sollte auch realistisch bleiben, denn in der aktuellen Situation muss der Sport in den Hintergrund rücken, darum war der Saisonabbruch auch die einzig richtige Entscheidung und alternativlos. Zu meinem Abschied möchte ich sagen, dass ich in Ludwigshafen eine unfassbar schöne Zeit hatte. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt, egal ob in der Mannschaft, Trainerteam, auf der Geschäftsstelle oder bei den Fans. Was ich hier in den zwei Jahren erleben durfte, war eine riesige Erfahrung für mich und habe viele Freunde gefunden. Ich durfte sportlich aber auch privat viele schöne Dinge erleben und darum bin ich sehr froh über diese Zeit bei und mit den Eulen und werde sie nie vergessen. Ich hoffe, dass sich der Verein weiter in der 1. Handballbundesliga behauptet und dieser Traum, der jetzt schon ins vierte Jahr geht, noch viele Jahre weitergeht. Ich wünsche allen nur das Beste für die Zukunft. Mein Abschied verläuft zwar jetzt etwas trocken, aber vielleicht gibt es ja noch die Möglichkeit, sich im Rahmen eines kleinen Festes im Sommer persönlich zu verabschieden.“