Punktgewinn gegen Melsungen

23.02.2020 22:08 // kk

Das Spiel wurde für die 2.350 Zuschauer in der ausverkauften Eberthölle zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle, und wie schon im Hinspiel hatte Melsungen mit einem Tor eine Sekunde vor Schluss das bessere Ende für sich, aber dieses Mal wurden die Punkte zumindest geteilt.

Auch wenn für beide Mannschaften viel auf dem Spiel stand, entwickelte sich von Beginn an eine ausgeglichene Partie auf Augenhöhe. Bevor der starke Pascal Durak in der 3. Minute zum 1:0 für die Eulen traf, konnten sich bereits beide Torhüter auszeichnen und Würfe abwehren. Keine Mannschaft konnte sich entscheidend absetzen und die Führung wechselte ständig. Beim Stand von 5:4 in der 11. Minute sah Dimitri Ignatow, der den frei durchlaufenden Johnny Scholz unsanft stoppte, die rote Karte und weil die Gäste-Bank lautstark protestierte, gab es auch zwei Minuten gegen die Bank. Die doppelte Überzahl hatte aber nur kurz Bestand, weil kurze Zeit später auch Pascal Bührer für zwei Minuten auf die Bank musste. Zwischen der 13. Und 17. Minute fiel nicht ein Treffer, weil beide Mannschaften, die sich bietenden Chancen liegenließen und es blieb weiter eng in der Eberthalle. Da Gorazd Skof im Eulen-Tor sich bis dahin noch nicht wirklich auszeichnen konnte, versuchte es Trainer Ben Matschke in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte mit Martin Tomovski zwischen den Pfosten, aber auch er konnte der Abwehr nicht helfen. Der 14:14-Pausenstand ging dann durchaus in Ordnung und ließ für den zweiten Durchgang alle Optionen offen.

Die Pause tat den Eulen offensichtlich gut, denn während Melsungen kurzzeitig völlig den Faden verlor, spielten sich die Eulen in einen kleinen Rausch und führten nach 38. Minuten überraschend hoch mit 19:14. Großen Anteil daran hatte auch, der nach Wiederanpfiff ins Tor zurückgekehrte, Gorazd Skof. Die kleine Verschnaufpause in der ersten Hälfte hatte ihm offensichtlich gutgetan, denn mit vier starken Paraden in den ersten acht Minuten nach Wiederbeginn, war er maßgeblich an der Führung beteiligt. Aber Melsungen war noch nicht geschlagen und kämpfte sich mit einer Energieleistung, angetrieben vom immer stärker werdenden Julius Kühn zurück ins Spiel und lag in der 46. Minute beim Stand von 22:21 nur noch mit einem Tor hinten. Auch die Fans in der Eberthölle spürten, dass die Mannschaft jetzt Hilfe brauchte und unterstützten die Eulen von den Rängen lautstark. In der 55. Minute kam Melsungen beim Stand von 24:24 zum Ausgleich und es war nicht abzusehen, wer die Platte als Sieger verlassen würde. Waren die ersten 57. Minuten an Spannung schon kaum zu überbieten, so sollten die letzten drei Minuten an Dramatik kaum zu überbieten sein. Erst fasste sich Pascal Bührer beim 25:24 ein Herz, nahm einen Wurf, scheiterte aber und setzte den Ball hinter das Tor. Das hätte die Vorentscheidung sein können. Als wäre das noch nicht bitter genug, bekam Freddy Stüber 92 Sekunden vor dem Ende eine mehr als fragwürdige Zeitstrafe und es war klar, dass die Eulen das Spiel in Unterzahl beenden mussten. Den anschließenden Freiwurf konnte Gorazd Skof aber stark parieren und die Eulen hatten den Ball. 12 Sekunden vor dem Ende hatte Johnny Scholz die Entscheidung in der Hand, entschied sich aber für den Versuch eines Kempa-Tricks, anstatt selbst abzuschließen und die Melsunger Abwehr konnte den Ball abfangen. Es kam fast, wie es kommen musste, was bei den Eulen nicht gelang, schafften die Gäste, denn Sekunden vor Schluss markierte die MT das 25:25 – nach einem Kempa-Anspiel von Linksaußen Yves Kunkel vollendete Kai Häfner. In der Eberthalle wusste niemand so richtig, ob man sich über den Punktgewinn freuen oder den vergebenen Sieg ärgern sollte. Eulen-Geschäftsführerin Lisa Hessler sagte in der anschließenden Pressekonferenz: „Wenn uns heute vor dem Spiel jemand gesagt hätte, dass wir heute einen Punkt holen, hätte das wohl jeder unterschrieben. Natürlich sitzen jetzt 16 Jungs in der Kabine, die sich am meisten ärgern. Aber die Mannschaft hat heute wieder genau das gezeigt, was uns auszeichnet, nämlich Leidenschaft, Kampf und das sie niemals aufgibt.“

Die Eulen hatten heute erneut ein Top-Team der Liqui Moly HBL am Rande einer Niederlage und haben sich völlig verdient einen Punkt erkämpft, der in der Endabrechnung noch sehr wichtig sein kann. Die Mannschaft sollte das Positive aus diesem Spiel nach Erlangen mitnehmen, denn da wartet schon am kommenden Donnerstag die nächste schwere Auswärtsaufgabe auf die Eulen.

 

Stimmen zum Spiel:

Ben Matschke:

„Erst Mal ein großes Lob und Dankeschön an die Halle für eine tolle und außergewöhnliche Atmosphäre. Ich werde es heute nicht zulassen, dass wir das Spiel auf zwei Aktionen in der Schlussphase runterbrechen. Die Voraussetzungen und Gegebenheiten der beiden Mannschaften könnten unterschiedlicher nicht sein. Natürlich bin ich enttäuscht, weil wir heute, wie auch schon im Hinspiel, mehr verdient hatten. Wir haben wieder von der ersten Minute an aufopferungsvoll gekämpft und alles gegeben. Der Punkt ist aus meiner Sicht darum mehr als verdient, auch wenn es schade ist, dass es nicht zum Sieg gereicht hat. Jetzt haben wir drei weitere schwere Spiele innerhalb von zehn Tagen vor der Brust, in denen wir Gas geben und nachlegen müssen, damit wir den Druck auf das untere Tabellendrittel aufrechterhalten. Ein Lob an meine Mannschaft, denn es ist nicht selbstverständlich, dass man sich in zwei Spielen gegen die MT Melsungen so präsentiert und ganz nah dran ist.“

Kai Dippe:

„Wir haben vor allen Dingen im Angriff eine gute erste Halbzeit gespielt, haben aber viele Gegentore über den Rückraum im Zentrum bekommen, da hätten wir einfach kompakter stehen und verteidigen müssen, gehen aber trotzdem mit einem Unentschieden in die Pause. In die zweite Halbzeit starten wir dann überragend und sind mit vier und sogar fünf Toren vorne. Dann haben wir aber wieder so eine Phase, wo wir schlechte Bälle aufs Tor bringen, nicht konzentriert genug sind und auch etwas Pech haben. Am Ende wird es dann wieder ein knappes Ding und wir wussten, was kommt, haben die letzte Aktion nicht gut verteidigt und sind selbst schuld, dass wir uns den einen Punkt noch abnehmen lassen. Das ist bitter und tut natürlich weh, aber wir haben wenigstens ein Unentschieden geholt. Balingen ist nur zwei Punkte vor uns und wir freuen uns Donnerstag auf Erlangen und den März, wo wir ganz wichtige Spiele haben. Heute können wir viel Positives mitnehmen - die Halle war mit einer tollen Atmosphäre voll da nur am Ende hat etwas das Glück gefehlt, das wir dann hoffentlich in den nächsten Wochen haben.“