Der Traum von Hamburg ist leider vorbei

04.12.2019 00:38 // kk

Ganz Ludwigshafen war im Pokalfieber und die 2.350 Fans in der ausverkauften Eberthölle, die sich dank einer T-Shirt-Aktion komplett in rot präsentierte, versuchten 60 Minuten alles, um der Mannschaft auf der Platte zu helfen. Am Ende waren es Kleinigkeiten, die das Spiel zugunsten des TBV Lemgo entschieden, der sich für das REWE Final4 qualifizierte.

Eine „einmalige“ Atmosphäre hatten sich die Verantwortlichen der Eulen im Vorfeld der Pokalpartie gewünscht und durch einen gehaltenen Siebenmeter von Gorazd Skof und der 1:0-Führung durch Kapitän Gunnar Dietrich in der dritten Spielminute, konnte die Mannschaft von Trainer Ben Matschke die eigenen Fans direkt anzünden. Allerdings nur kurz, denn Lemgo war von Trainer Florian Kehrmann bestens auf die Stimmung vorbereitet worden und es war Andreas Cederholm, der mit drei Treffern in Folge mit 1:3 in Führung brachte und so zum Stimmungskiller wurde. In der Folgezeit blieb das Spiel offen, auch wenn Lemgo durchgehend mit einem oder zwei Toren vorne war. Zwischen der 16. und 21. Minute konnten die Gäste aber mit einem 5:0-Lauf auf 5:10 davonziehen. Man merkte den Eulen in dieser Phase die Nervosität und den Druck, durch den jetzt doch großen Rückstand deutlich an. Das Angriffsspiel der Eulen war von Fehlern geprägt und Peter Johannesson im Tor des TBV konnte sich mit Paraden mehrfach auszeichnen.  In dieser Phase waren es Gorazd Skof im Tor und der bärenstarke Alex Falk, der das Heft in die Hand und Verantwortung im Abschluss übernahm, und mit drei Toren in Folge zum 8:10 seine Mannschaft zurück ins Spiel brachte. Auch wenn es zur Halbzeit 9:12 stand, war dieses Spiel noch lange nicht entschieden, denn beide Mannschaften hatten in den ersten 30 Minuten starke, aber auch schwächere Phasen.

Die zweiten 30 Minuten begannen, wie die ersten aufgehört hatten. Die Eulen waren bemüht, aber Lemgo gab die Führung nicht aus der Hand. Aufgrund dieses Spielverlaufes glaubten nach 39 Minuten beim Stand von 11:15 viele schon an eine kleine Vorentscheidung. Die Eulen-Spieler motivierten immer wieder das Publikum und spätestens beim 15:16 nur sechs Minuten später wurde aus diesem Spiel ein echter Pokalfight. Auch wenn Lemgo zwischenzeitlich immer wieder zwei oder drei Tore vorne lagen, gaben die Eulen nicht auf und kämpften sich immer wieder ran, in der 58. und 59. Minute beim 22:23 und 23:24 sogar auf einen einzigen Treffer und das sogar in doppelter Unterzahl nach Zeitstrafen gegen Gunnar Dietrich und Freddy Stüber. Aber als Andreas Cederholm 39 Sekunden vor dem Ende das 23:25 erzielte, war die Entscheidung gefallen. Und mit der Schlusssirene erzielte Christoph Theuerkauf dann den 23:26 Endstand.

Auch wenn die Eulen als Verlierer von der Platte gingen, haben sie nicht enttäuscht und bis zum Schluss alles versucht, egal, wie hoch der Rückstand zwischenzeitlich schon war. Diese Partie bis hatte alles zu bieten, was man sich von einem Pokalspiel erhofft. Vielleicht ist es gut, dass die Eulen kaum Zeit haben, dieses Spiel und die sicherlich vorhandene Enttäuschung lange zu verarbeiten, denn schon am Donnerstag wartet bei der MT Melsungen die nächste schwere Auswärtsaufgabe in der Liqui Moly HBL.

 

Stimmen zum Spiel:

Ben Matschke:

„Zuerst einmal Glückwunsch an den TBV und Florian Kehrmann. Ich glaube nicht, dass Lemgo heute viel besser war. Vielmehr scheitern wir in der ersten Halbzeit an Johannesson. Speziell bei freien Würfen lassen wir zu viel liegen. Darum waren wir nie näher dran, sonst hätten wir auch mit einem Unentschieden oder sogar einer Führung in die Halbzeit gehen können. Aber Lemgo hat es auch clever gemacht und immer wieder Nadelstiche gesetzt. Wir wiederum hatten in der ersten Halbzeit nicht ein Zeitspiel und viele zu schnelle Abschlüsse. Das habe ich in der Kabine angesprochen und für die 2. Halbzeit muss ich meine junge Mannschaft loben, denn was sie da gespielt hat, war sehr gut. Wir hatten viele Drucksituationen, sind hinterher gelaufen, aber trotzdem auch immer wieder rangekommen. Die letzten vier Minuten mit doppelter Unterzahl bei einem Tor Rückstand tun uns dann natürlich sehr weh. Am Ende haben Kleinigkeiten das Spiel entschieden und das Matchglück etwas gefehlt. Ein großes Lob an die Geschäftsführung, den Fanclub und alle drum herum, die dieses tolle Erlebnis für meine Mannschaft in der Eberthölle erst möglich gemacht haben. Es ist ein toller Baustein in ihrer Entwicklung, auch wenn wir das Spiel verloren haben. Handball lehrt Demut und um zu wissen, wie man gewinnt, muss man erst lernen, wie man verliert.“

Max Neuhaus:

„Es ist schwierig jetzt etwas zu sagen. In der ersten Halbzeit hatten wir wieder viele Chancen und freie Würfe, die wir nicht im Tor unterbringen. Darum führt Lemgo zeitweise mit fünf Toren und wir gehen mit einem 3 Tore-Rückstand in die Pause, aber es war natürlich noch alles drin. Von der Chancenverwertung war es in der 2. Halbzeit besser, aber wir hatten nicht immer in den Zugriff in der Abwehr. Wir haben zwar immer unsere Tore gemacht, aber dann direkt auch wieder Gegentore kassiert. Die Enttäuschung ist bei allen in der Mannschaft groß, denn wir hatten uns viel vorgenommen, stehen jetzt aber hier und fahren nicht nach Hamburg. Es wird ein bisschen dauern, das zu verdauen, aber wir müssen ja direkt nach vorne schauen auf das Spiel am Donnerstag in Melsungen.“